Bürgerhandbuch Stadt Suhl

4 ZUR GESCHICHTE DER STADT SUHL Suhl kann auf eine bewegte Geschichte verweisen. Bodenfunde be- legen einen Aufenthalt von Menschen schon in der Jungsteinzeit ca. 5000 v. Chr. Aus der Mittleren Bronzezeit ca. 1500 bis 1200 v. Chr. sind Funde aus Hügelgräbern bei Dietzhausen, Wichtshausen und der wei- teren Umgebung bekannt. Dem Suhler Forscher Ernst Fischer zufolge wurden um 500 v. Chr. mit der Einwanderung keltischer Volksstämme im Suhler Raum Menschen sesshaft. Sie betrieben insbesondere die Erzgewinnung und -verarbeitung. Erzbergbau und Eisenverarbeitung zählen denn auch zu den ältesten Suhler Erwerbszweigen. Der Ort selbst wurde 1300 erstmals urkundlich erwähnt. In einem Schriftstück vom 14. September 1300 bekunden Graf Berthold von Henneberg und seine Frau Adelheid, dem Probst des Nonnenklosters Trostadt 14 Pfund Heller schuldig zu sein. Diese überschreiben sie ihrem Dorf Suhle, „so- bald dieses samt Einkünfte(n) vom Ritter Konrad von Heßberg ausge- löst ist, der jetzt ihretwegen die Einkünfte“ erhebt. Das Original dieser Urkunde befindet sich im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen, Hen- nebergica Gotha, Sign. 1365.. Die Stadtwerdung von Suhl war ein län- gerer Prozess, für den 1445 ein „Zwölfer“ genannter Stadtrat und 1472 die Verwendung eines Stadtsiegels nachweisbar sind. 1527 bestätigte Fürstgraf Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen die schon vorher angewandten Stadt-Statuten. Die Laufherstellung für Handfeuerwaf- fen begann in Suhl um 1490. Schriftliche Überlieferungen der Zunft der Rohr- und Büchsenschmiede gibt es von 1555. Die Zunft der Büch- senschäfter wurde 1667 geschaffen. Der Verkauf vonWaffen an Freund und Feind führte auch zu schweren Zerstörungen der Stadt in Kriegs- zeiten, beispielsweise am Gallustag, dem 16. Oktober 1634, als Suhl in Brand gesteckt wurde und fast völlig abbrannte. Bis heute läuten an diesemTag die Glocken in Suhl. Weitere Stadtbrände verwüsteten wei- te Teile der Ansiedlung, so 1509, 1590 und 1753. Die Waffenfertigung brachte allerdings auchWohlstand in die Stadt. Suhler Büchsenmacher verkauften zwischen 1756 und 1760 25.000 Gewehre an Preußen. Si- cher auch aufgrund dieser militärischen Bedeutung kam die Stadt mit dem kursächsischen Teil der ehemaligen Grafschaft Henneberg 1815 zum Königreich Preußen. Im 19. Jahrhundert erlebte Suhl einen wirt- schaftlichen Aufschwung, der sich im 20. Jahrhundert fortsetzte. Daran hatten auch jüdische Unternehmer – so die Familie Simson – wesent- lichen Anteil. 1882 erhielt Suhl Eisenbahnanschluss nach Grimmen­ thal, 1884 nach Fertigstellung des Brandleitetunnels auch nach Erfurt. Suhler Jagd- und Sportwaffen errangen raschWeltruf. Ab 1911 kam die Automobilfertigung hinzu. Um 1900 zählte Suhl 13.000 Einwohner. Im 1. Weltkrieg 1914 – 1918 arbeiteten etwa 12.000 Beschäftigte aus der Region in Suhler Rüstungsbetrieben. Auch vor dem und im 2. Weltkrieg 1939 – 1945 war Suhl wieder Rüstungslieferant. Bis zu 12.000 Zwangs- arbeiter aus vielen Nationen arbeiteten in„kriegswichtigen“ Bereichen. Die Stadt zählte damals 25.000 Einwohner. Am 3. April 1945 beende- ten amerikanische Truppen mit ihrem Einmarsch die NS-Herrschaft in Suhl. Bei vorherigem Beschuss gingen zahlreiche Häuser in Flammen auf. Bis heute zeugt die einstige Gaststätte an der Ottilienkapelle am Domberg davon. Nach dem Krieg hatte Suhl etwa 5.000 Heimatvertrie- bene aufzunehmen. Die Produktion musste auf zivile Fertigung umge- stellt werden. Neben der Motorradfertigung (AWO-Modelle) wurden in Suhl nun u. a. auch Fahrräder, Kinderwagen wie auch elektrische Haushaltsgeräte produziert. Aus Suhl kam auch eine der besten elektri- schen Haushaltsnähmaschinen. Mit Beginn des kalten Krieges Anfang der 1950er Jahre aber lebte die Waffenherstellung neu auf. Aufgrund der Verwaltungsreform in der DDR erhielt Suhl am 23. Juli 1952 den Status einer Bezirksstadt. Die Stadt zählte zu diesem Zeitpunkt 24.496 Einwohner und nahm in den darauffolgenden Jahren eine stürmische Entwicklung. Vor allem der Bau von Neubauwohnungen, aber auch von Gesellschafts- und Repräsentativbauten veränderte das Stadtbild. Am 12. Mai 1967 wurde Suhl kreisfrei. Die Schießsportanlage auf dem Friedberg ging 1971 in Betrieb. Das neue Industriegebiet Suhl-Nord – jetzt Zella-Mehlis – entstand. Am 12. Februar 1982 erblickte der 50.000. Einwohner Suhls das Licht der Welt. Die Einwohnerzahl wuchs bis 1989 auf mehr als 56.000 an. Im November/Dezember 1989 gab es auch in Suhl zahlreiche Demonstrationen und Kundgebungen für Veränderun- gen im Land. Am 4. Dezember wurde die Stasi-Zentrale besetzt. Die Friedliche Revolution in der DDR führte zur gesellschaftlichen Wen- de. Am 6. Mai 1990 gab es die erste freie Stadtratswahl seit mehr als 40 Jahren. Suhl blieb nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik

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